Die ersten fünfzig Jahre seines Lebens
Paul Gerhardt wurde am 12. März 1607 in Gräfenhainichen geboren. Sein Vater hieß Christian Gerhardt. Er war Landwirt, Gastwirt und Bürgermeister. Seine Mutter hieß Dorothea. Sie besaßen ein Brauhaus, eine Scheune, einen Stall und sie betrieben Ackerwirtschaft. Die Zeit, in der sie lebten, war voll kirchlichen Streites. Denn der Calvinismus “kämpfte” gegen das Luthertum. Sein Vater brachte ihn auf eine Domschule in Grimma, auf der er Theologie studierte. In der Schule lernte Paul Gerhardt u. a. lateinisch, außerdem wurde er in der Fertigkeit im Gesang geschult, weil die Schüler am Sonntag in der Marienkirche im Chor sangen.

1619 starb sein Vater Christian. 2 Jahre danach starb auch noch seine Mutter. In dieser Zeit war Paul erst 14 Jahre alt. Seine Schwester Anna war erst 9 Jahre alt. Sie wurde zu Verwandten gebracht. Am 4. April 1622 ging er auf die Fürstenschule in Grimma, um zu studieren. Am 15. Dezember 1627 verließ er die Fürstenschule und ging auf die Universität nach Wittenberg. Sie war die meist besuchte Hochschule in Deutschland. Der 30-jährige Krieg war sehr schlimm, denn seine Heimatstadt Gräfenhainchen ging in Flammen auf. Der 30-jährige Krieg wurde auch von Pest und Hunger begleitet. Am 7. November starb sein Bruder. “Der Weg, den Gerhardt in dieser dunklen Zeit gegangen ist, war ein Weg durch Not und große Schrecken, die alle Welt bedeckten”.

Erst im 17./ 18. Jahrhundert drangen langsam Paul Gerhardts Lieder in den Gottesdienst ein. Früher gab es noch keine Liederbücher, da die Leute die Lieder auswendig sangen. Außerdem konnten viele Leute gar nicht lesen. Im 17. Jahrhundert fand die Gelegenheitsdichtung immer mehr Anklang. Sie wurde bei Höhenpunkten wie z.B. Hochzeit, Kindtaufe, Begräbnis… etc. angewendet. Später wurden manche Gelegenheitsdichtungen zu Lieder umgewandelt. Paul Gerhardt war nicht wie die anderen Dichter, denn er sammelte die Lieder nicht, noch brachte er ein Liederbuch heraus. Bald wurde er zum Pfarrer berufen. Er ging in die Gemeinde in Mittelwald in die St. Moriz Kirche. Davor musste er jedoch die Amtsprüfung bestehen. Er schaffte es aber ohne Probleme. Noch heute sieht man den ersten Eintrag von Paul Gerhardt im Kirchenbuch.

Gallus Luther war der Vorgänger von Paul Gerhardt. Paul G. hatte es schwer als Pfarrer, denn von 1000 Landwirten hatten nur 250 den 30-jährigen Krieg überlebt. Dies hatte zur Folge, dass er nur wenig Gaben bekam (nur den 10-ten Teil). Deshalb musste er sich selber von dem Acker, der neben der Kirche stand, ernähren. Im Hause des Kammergerichtsadvokaten lebte dessen jüngste Tochter Anna Maria. Zu Paul Gerhardts Glück war sie noch unverheiratet. Nach der damaligen Sitte warb nicht er um sie, sondern ein Freund von ihm warb beim Vater der Angebeteten. Am 11. Februar 1655 heirateten sie. Sie wurden in Berthholdschen durch den Propst Vehr getraut. Zu dem Zeitpunkt war Paul 48 Jahre und Anna Maria 32 Jahre alt. Am 19. Mai 1656, an Anna Marias Geburtstag, gebar sie eine Tochter. Aber ein halbes Jahr später (28. Januar 1657) starb sie. Sie wurde in Mittelwalde begraben.