PGS Hanau - Schulzeitung

Ihren Anfang nimmt diese Geschichte an einem Ort, den man wohl kaum in Erwägung gezogen hätte: Im nordöstlichen Frankreich, nahe der Grenze zu Belgien, erstreckt sich ein fruchtbares Hügelland. Üppige Felder und Wiesen bedecken die sanft geschwungenen Täler, umgeben von sommergrünen Stechpalmenund Buchenwäldern. Idyllische Kleinstädte säumen die beiden Flüsse, welche die Grenze jener Region bilden: die Grenze der Argonnen. Es ist schwer zu glauben, dass dieser Ort einst der Schauplatz großer und verlustreicher Schlachten gewesen ist. Und doch fanden während des Ersten Weltkriegs blutige Kämpfe zwischen Deutschen, Franzosen und später auch Amerikanern in dieser Gegend statt. Als größter Triumph der mit Frankreich assoziierten Amerikaner gegen die Deutschen gilt dabei die sogenannte Meuse-Argonne-Offensive („Meuse“ = frz. für den Fluss „Maas“), welche für beide Seiten ein einschneidendes Erlebnis war: 70.000 Franzosen, 125.000 Amerikaner und 90.000 - 120.000 Deutsche ließen zwischen dem 26. September und dem 11. November 1918 vor den Mauern der Stadt Verdun ihr Leben. Es ist am wahrscheinlichsten, dass diese Region auch der Namensgeber der Argonner Kaserne ist. Die erste wurde 1937/38 in Hanau erbaut. Als Standort hatte man hierfür das Umfeld der Lehrhöfer Heide gewählt, ein Gebiet, welches vorher brach gelegen hatte. Einzig eine 1839 errichtete Richtstätte, die seit der letzten öffentlichen Hinrichtung von 1861 nicht mehr benutzt worden war, hatte sich hier befunden. Die Kaserne war ursprünglich für das dritte deutsche Bahnpionierregiment vorgesehen und diente später einem Pionieranwerbungsund Ausbildungsregiment als Stützpunkt, bis sie während des 2. Weltkriegs teilweise stark beschädigt wurde. Der Wiederaufbau erfolgte 1956 durch die amerikanischen Besatzungsmächte, welche die Kaserne fortan übernahmen. Um den Soldaten eine Wohngelegenheit zu bieten, erweiterten die Amerikaner die damals nur aus fünf Einzelbauten und einem rechteckigen Innenhof bestehende Kaserne um mehrere Wohnblocks verschiedener Größe und eine Grundschule (Elementary School). Ihre Gesamtfläche beträgt heute 20,8 Hektar. Zu ihrem heutigen Namen„Old Argonner Kaserne“ kam die Anlage erst als etwa zeitgleich mit ihrem Ausbau die New-Argonner-Kaserne entstand. Dies hatte sich als nötig erwiesen, weil immer mehr amerikanische Soldaten nach Hanau kamen und ihre Familien mitnahmen oder vor Ort welche gründeten. Auf einer Fläche von 36 Hektar entstanden so nach und nach mehrere Wohnblocks für die einfachen Soldaten sowie Ein- oder Zweifamilienhäuser für die Offiziere. Und da es mit einer Wohngelegenheit noch nicht getan ist, wurden bald auch Spielplätze, Kasinos und Geschäfte hinzugebaut; ab 1989 verfügten die Amerikaner neben der Grundschule sogar über ihre eigene Middle und High School. Für ihre weitere Nutzung als Militärstützpunkt war die Argonner Kaserne auch deshalb sehr gut geeignet, weil sie direkt an den Campo-Pond-Truppenübungsplatz angrenzte. 2008 - ein Jahr der Wende. Dies ist das Jahr, in dem die amerikanischen Truppen Hanau verließen, denn die Zeiten, in denen Besatzungsmächte in Deutschland noch gebraucht wurden, waren mit dem Anbruch des neuen Jahrtausends endgültig vorüber. Die Folge: Alles, was die Amerikaner in Hanau errichtet hatten, alle Kasernen, Schulen und der Truppenübungsplatz standen nun leer. An dieser Stelle kommt die „Konversion ehemaliger Militärflächen“ ins Spiel - die Umnutzung des verlassenen Geländes für zivile Zwecke. „In den Argonnerwiesen 5“ Ein ehemaliger Hinrichtungsplatz, ein europaweit einzigartiges Naturschutzgebiet, das früher ein Truppenübungsplatz war,Wohnungen, die neu gebaut, und Kasernen, die saniert werden. Das Umfeld unserer Schule. Dass sich uns imHanauer Stadtteil Wolfgang heute solch ein Anblick bietet, ist keineswegs ein Zufall… Abbildung der Argonner Kaserne auf einer Ansichtskarte, um 1944 Auf diesem Schafott auf dem Gelände der Old Argonner Kaserne wurde 1861 der mutmaßliche Mörder Johann Heinrich Nolte durch das Schwert enthauptet. Um die 12.000 Menschen sollen bei der letzten Hanauer Hinrichtung zugegen gewesen sein. Sanierte Gebäude der Argonner Kaserne im Oktober 2009 Solche Stechpalmen-Buchenwälder sind charakteristisch für die Region der Argonnen. PGS Hanau 06

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