PGS Hanau - Schulzeitung

PGS Hanau 02 Es ist schon alles vorbereitet. Das dicke Seil, das in wenigen Momenten zum wichtigsten Gegenstand werden wird, wurde professionell am Geländer der Brücke befestigt. Der Mann, der für die Knoten zuständig ist, prüft noch einmal alles auf seine Festigkeit. Er weiß, was er tut. Seine Handgriffe sitzen so, als ob er dies im Schlaf machen könnte. Ein paar Schaulustige haben sich auch schon bereits eingefunden, um der Szenerie ein würdiges Äußeres zu geben. Das Tosen des Gebirgsflusses, der sich gefühlte 100m weiter unten durch die Gesteine arbeitet, ist gut zu vernehmen. Jetzt erkennt man die Hauptperson. Eine etwa 30-Jährige Frau prüft sichtbar nervös die Sitzfestigkeit ihres Helms und lässt sich den Gurt anlegen. Wird sie springen? Sie springt. Die Menschenmenge schaut ihr nach, teils entsetzt, teils fasziniert. Mit den Händen greift die Bungee-Jumperin ins Wasser des Alpenflusses. Die Zuschauer applaudieren. Der Mann oben am Geländer lächelt. Seine Berechnungen haben perfekt auf die Springerin gepasst. Der Sprung, das Seil, alles verlief wie geplant. Nach ein paar Aufs und Abs, die wie eine kleine Ewigkeit vorkommen, wird die Frau endlich hochgezogen und über das Geländer auf festen Boden zurückgeholt. „Wie war’s?“, echot die Menge von überall. Voll mit Adrenalin und deutlich für alle hörbar antwortet sie: Ich hab’mich noch nie so frei gefühlt!“ Die Faszination Bungeejumping lebt. Mich fesselt diese Antwort der Frau immer wieder von Neuem. Wir wissen alle, was sie meint: Diese absolute Freiheit, den Kick, für einen Bruchteil losgelöst den physikalischen Gesetzen widerstehen zu können. Doch mal im Ernst. Was passiert hier wirklich? Eine Frau springt von einer Brücke, was ohne Sicherung den sicheren Tod bedeuten würde. Sie ist gesichert mit einem relativ dünnen Seil, das einzig ihr Leben garantiert. Noch mehr: Das Seil ist an ihr angebunden. Sie ist an ihm festgebunden! Unfreier könnte man in dieser Situation kaum sein. Erliegt diese Frau also einem Irrtum? Ich glaube, dass in diesem Bild eine ganz elementare Wahrheit liegt. Der Wunsch nach Freiheit, nach Ungebundenheit liegt tief in uns verwurzelt. Gleichzeitig spüren wir das Dilemma, das die Frage nach der absoluten Freiheit in uns auslöst. Auch vor 500 Jahren haben sich Menschen mit dieser Frage beschäftigt und sind schon damals auf die Schwierigkeiten gestoßen, die die Frage nach der Freiheit auslöst. Martin Luther schreibt in seinen Überlegungen„Von der Freiheit eines Christenmenschen“ aus dem Jahre 1520 dazu folgendes: Ein Christenmensch ist ein freier Herr über alle Dinge und niemand untertan. Ein Christenmensch ist ein dienstbarer Knecht über alle Dinge und jedermann untertan. In den darauf folgenden 30 Thesen erweitert Luther das Spannungsfeld zwischen Freiheit und Unfreiheit und bringt die zentrale Komponente seines Gedankenspiels mit hinein: Das Vertrauen in Jesus, der über den Dingen steht! Freiheit entsteht durch „Vertrauen“ oder etwas moderner ausgedrückt „Zutrauen“ in eine ganz bestimmte Person. Freiheit und PGS Wie „frei“ fühlst du dich / fühlen Sie sich an der PGS? Auf dem Pausenhof erleben wir gerade durch den Anbau unseres Oberstufentraktes eine größere räumliche Unfreiheit, die vor allem die Grundschüler betrifft. Bauzäune verkleinern deren Spielfläche nämlich enorm. Der Bolzplatz ist verschwunden und das Gras muss erst wieder nachwachsen. Aber gerade dieser Anbau ist auch ein Beispiel für die Freiheit. Der neue Trakt ermöglicht den Oberstufenschülern eine ganz andere Lernsituation. Die zusätzlich geplante neue Oberstufenbibliothek lässt jeden Schüler und jede Schülerin frei und ungezwungen das erworbene Wissen vertiefen und erweitern. Ein anderes Beispiel aus der Schule oder besser gesagt aus dem Umfeld der Schule: Wie sieht es mit den „neuen“ Freiheiten in den sozialen Netzwerken aus? Facebook, What’s App oder andere Dienste suggerieren uns die absolute Freiheit, wenn es um das Austauschen von Informationen und Meinungen geht. Noch nie in der Geschichte der Menschheit konnte man so ungezwungen miteinander und mit so vielen Menschen gleichzeitig kommunizieren. Leider auch mit allen Nachteilen. Die Anzahl der Schüler, die noch keine Die Sache mit der Freiheit

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